Nachruf auf eine Katze
Vor rund 21 Jahren war Mimi im Nürnberger Tierheim die einzige Katze, die sich mir spontan zuwandte. "Ein Problemfall", murmelte die Pflegerin,"die lässt sich sonst von niemandem anfassen." Das Tier habe seine ersten drei Lebensmonate wohl in einem Karton verbracht. "Nehmen Sie sie in Gottes Namen mit, sie hat sich Sie ausgesucht."
Der "Problemfall" entpuppte sich zu einer unaufdringlichen, pflegeleichten, äußerst dankbaren und liebenswerten Katze. Zu einer Begleiterin, in guten wie in schlechten Zeiten. Zu einer Katze, die vom ersten Tag an stubenrein war. Die nie beleidigt reagierte, wenn Frauchen in Urlaub flog. Oder vier Wochen später zurückkam. Die keinerlei Interesse an Tapeten, Sofas oder Teppichfransen zeigte; wohl aber an Fellmäusen, Farn und Papier jeglicher Art (bevorzugt lag sie auf der NZ). Die einzelne Farfalle (al dente) apportierte. Die Broccoli zu ihrer Leibspeise erkor (ebenfalls al dente). Die dank regelmäßiger Bürstenmassagen kaum haarte. Die meine Stimmungen erspürte und wahlweise Distanz oder Nähe suchte; beziehungsweise anbot. Die sich einen schmerzenden Zahn selbst zog. Und mich danach stolz angrinste. Ja, grinste.
Objekte, die ihr nahe kamen, und die sie nicht mochte, wehrte Mimi stets freundlich, aber entschieden ab. Darunter: 1 Britin, 2 Staubsauger, diverse Kleinkinder, 3 Fledermäuse, 1 Münchner, 1 Blaumeise, mehrere Handwerker, 2 Dohlen, 12 griechische Landschildkröten, 2 Katzen, 1 Dingo.
Den Tierarzt, der ihr am 19. Mai 2010 die erlösende Spritze verpasste, zwinkerte sie an. Ich meine, sogar ein zustimmendes Schnurren gehört zu haben.