Schmucke Raupe


Jeder outdoor-Mensch kennt das: Man achtet verschärft auf Flora & Fauna, entdeckt hier und da Unbekanntes, und will wissen, was man vor sich hat. Hält man sich nicht gerade in einem pfälzischen Weinberg auf, sondern im australischen Queensland o. dgl., dann sollte man das jeweilige Objekt tunlichst nicht anfassen. Insbesondere, wenn es borstig oder stachlig ist, plötzlich Form, Größe oder Farbe verändert; des Nächtens, zum Beispiel. (Es sei denn, man ist sehr, äh, abenteuerlustig veranlagt.)

Obiges Wunder der Natur entdeckte ich neulich mitten in Deutschland, bei der Pflanzenpflege, auf der heimischen Terrasse. Mein Blick fiel auf ein eingerolltes, starres, gräuliches Objekt. Eine vertrocknete Blüte? Keineswegs. Kaum auf den Tisch gelegt, streckte es sich und marschierte munter drauf los. Auf dem Rücken vier dichte, wie Rasierpinsel geformte Haarschöpfe ("Bürsten").

Nach ein paar Schnappschüssen brachte ich das Insekt vorsichtig in sein Zuhause zurück, in eine Kosmee [Cosmos bipinnatus], ein "Schmuckkörbchen".

Dass aus der schmucken Raupe eines Tages ein eher schmuckloser Schmetterling wird - ein graubrauner, unscheinbarer Nachtfalter nämlich -, weiß sie selbst ja nun nicht (zum Glück, denn sonst wäre sie wohl arg enttäuscht). Aber Google: Die Google-Bildersuche führt zu "Schlehen-Bürstenspinner". Nun, eine App hätte das sicher auch geschafft, heutzutage.