Fotokalender damals und heute
„Kalender kann man immer gebrauchen“, sagte meine Oma, und nagelte das Kunstwerk an die Wand ihres Besenkammerls. Da war ich elf. Und mein Geschenk bestand zum wiederholten Mal aus einem Do-it-yourself-Hängekalender, den ich zuvor eifrig mit Fotos bestückt hatte. Genauer gesagt: beklebt. Auf dem August-Blatt quoll ein wenig Uhu unter dem Foto hervor, was mir nicht sehr behagte. War ich doch gerade auf dieses Motiv besonders stolz gewesen: Zwei wallende Pferdemähnen, aufgenommen mit einer selbst gebastelten Lochkamera (Camera obscura), in der schulischen Foto-AG eigenhändig entwickelt, s-w.
Die Fotokalender, die meine Oma von mir bekam und immer irgendwo aufhing, gingen selbstverständlich mit der Zeit. Sie waren Ausdruck und Ergebnis des jeweiligen Kamera- und Fotografie-Trends. Sofortbild, Kassetten, Kleinbildsucher, Lomographie, Panorama, Spiegelreflex (mit Filter). Die erste Spiegelreflex besaß ich gegen Ende der Pubertät, und dann hörte es sich vorübergehend auf, mit den Kalendern.
Fotografiert wurde weiterhin eifrig. Jedoch: Damals gab es noch Filme. Das heißt, man überlegte genau, was man wie aufnahm, sprich: wann man auf den Auslöser drückte. Denn jeder Film, jedes Foto kostete Geld. Viel Geld, wenn man schlecht im Bedürfnisbefriedigungsaufschub ist, vulgo keine Geduld hatte, und die belichteten Filme immer zum 1-h-Entwicklungsservice brachte, auch im Urlaubsland. Gott, war das spannend. (Vernünftige Leute bestellten zunächst nur die preiswerten Kontaktabzüge der Negative.)
Im Studium dann der erste PC. Monochromer Bildschirm, DOS, Word Perfect, 20 MB Festplatte. Eine bessere Schreibmaschine eben. Sehnlichst wartete ich auf den ersten erschwinglichen A4-Scanner, um meine Texte adäquat illustrieren zu können, mit Grafiken, Zeichnungen, Bildern – und natürlich mit Fotos. Mein Scanner kostete 800 Mark, glaube ich, und zog nicht nur neue Freunde, sondern auch weitere Hard- und Softwareinvestitionen nach sich. Das ging den meisten Leuten so, damals. Man brauchte laufend größere Festplatten und mehr Arbeitsspeicher; insbesondere, als dann plötzlich Windows & Co. erfunden wurden. Und ein feines Bildbearbeitungsprogramm wollte man natürlich auch haben. Zum Beispiel, um die zuvor von Hand eingescannten Fotos weiter zu be- und verarbeiten. Was war das für ein Fest, als man Ende der 80er erstmals ein Foto per E-Mail verschicken konnte!
Einige Jahre später begegnete man den ersten Menschen, die nicht mehr direkt durch ihre Kamera blickten, wenn sie fotografieren wollten, sondern diese merkwürdig weit von sich weg hielten. Die digitale Fotografie griff rasch um sich, die Leute brauchten noch größere Festplatten (und Scanner nur noch, um Fotos aus der Analogzeit zu digitalisieren), man fotografierte immer mehr, es kostete ja nichts, Speichermedien wie USB-Sticks und andere preiswerte Archivierungsmöglichkeiten waren zum Glück bald verfügbar, und irgendwann lieferten Handy-Kameras die ersten halbwegs tauglichen Fotos.
Viele wollen trotzdem etwas in der Hand haben, Fotos nicht nur am Display oder Bildschirm betrachten. Also bemüht man den heimischen Drucker, nutzt die überall aufgestellten Automaten oder einen der zahlreichen Services im Internet. Dateien hochladen, bearbeiten, Fotos zusenden lassen, fertig. Charaktere, die es geordnet mögen und drum früher Fotoalben pflegten (mit handschriftlichen Notizen!), können heutzutage via Internet ganze „Fotobücher“ erstellen. Und ihre Lieblingsmotive zudem auf Tassen, Mouse-Pads, Schürzen und so weiter drucken lassen. Alles vom eigenen Rechner aus. Das, was früher nur einem auserwählten Personenkreis möglich war, kann heutzutage jedermann herstellen (lassen), auch in kleiner Stückzahl, etwa für Verwandte, Freunde oder - als Werbegeschenk - für Stammkunden.
Neulich habe ich mal wieder einen Fotokalender gestaltet. Im Handumdrehen. Diesmal auf der Plattform fotokalender.de (aktuell: printeria). Die Möglichkeiten dort sind gar vielfältig: Hängekalender (im Hoch- oder Querformat, in DIN A4 oder A3, als Premium-Variante hochglänzend veredelt, quadratisch oder Format „Küche“), Tischkalender (zum Aufstellen, u. a. CD-Kalender) oder Terminplaner (Wand-, Tisch-, Jahres-)? Unterjährig, Gestaltung on- oder offline, Deckblatt, Hintergrund, Schriftart, Kalendarium, Texte? Ich bin beim Klassiker geblieben, dem Hängekalender, natürlich in A3 und Premium-Qualität, und sehr zufrieden. Handhabung des Programms, Qualität, Service, Lieferung, Preis - alles passte. Und Kalender kann man immer gebrauchen. Sagte schon meine Oma.
one out of a million giraffes
„Schreiben Sie mit uns Internetgeschichte dank eines völlig neuen Konzeptes“, heißt es auf einer hessischen Homepage aus dem Jahr 2005. „Onemillionhomepage – die neue Art der Werbung.“ Neues Konzept? Nun. Ein britischer Student war es, der zuvor auf die Idee kam, insgesamt eine Million Pixel als Online-Werbefläche zu verkaufen, jeweils einhundert Stück zum Preis von 100 Dollar. Seine Webseite füllte sich innerhalb weniger Wochen, nach vier Monaten war sie „sold out“ und der Mann Millionär. Klar, dass Medienberichte viele Nachahmer auf sich zogen. Die meisten von ihnen sind, wen wundert’s, wenig erfolgreich, so auch die Hessen. Dort heißt es noch heute: „Es sind nur (!) noch 993000 Pixel verfügbar.“ (Zu je 1 €, inklusive Mehrwertsteuer.)
An Storys wie diese musste ich sofort denken, als mir neulich onemilliongiraffes.com über den Weg lief, via Twitter. Wieder ist es ein junger Mann, in diesem Fall ein 25-jähriger Norweger, der etwas sammelt. Keine Dollars oder Euros, sondern - Giraffen. Selbst gezeichnete, gemalte, gebastelte Giraffen aus aller Welt. Große, kleine, bunte, blaue, graue, hölzerne, papierne usf.. Wer Teil des Projekts werden möchte, reicht einen oder mehrere zuvor erstellte und abfotografierte Langhälse ein, und wartet auf Freischaltung. Das kostet nichts, und zu verdienen ist auch nichts. Amüsement jedoch ist garantiert. Vielleicht machen genau deswegen so viele Menschen mit. Die Million ist bald voll.
Twittagessen - Twabendessen
Wer sitzt denn da im gleichen Boot? Nr. 14? Warum? Was ist das für ein See? Und warum strahlt uns hier ein unförmiger blauer Vogel an? Twabendessen? Geht’s noch?
Ja, es geht. Und zwar um das 14. Nürnberger Twabendessen, das, wie wir gleich sehen werden, ein wenig aus der Reihe fiel. Und darum seine Gäste auch mit einem ganz speziellen Tischschild begrüßte, ausgestattet mit dem abgebildeten Motiv. Erstellt hat es @pix4pix, mit viel Liebe zum Detail. Bzw. Pixel.
Bei den beiden Damen handelt es sich um Bundesministerin Dr. Kristina Schröder und MdB Dagmar Wöhrl. Frau Schröder hieß früher Köhler. Und unter diesem Namen twittert sie noch heute, also als @kristinakoehler. Am 28.7.2010 haben wir in Nürnberg erfahren, warum. Kristina Schröder hat zu viele Buchstaben, und eine passende, freie Abkürzung ist ihr noch nicht eingefallen. Da hat es eine @dwoehrl natürlich leichter.
Der dicke blaue Vogel, der oben fast ein wenig paralysiert dreinblickt, ist eine Abwandlung des offiziellen Twitter-Logos. Dass die Amis sich für einen Vogel entschieden haben, liegt nahe, weil „to tweet“ zwitschern heißt und Amerikas Kreative ja manchmal etwas, nun ja, merkwürdig sind. Mit Zwitschern ist hier nicht das Konsumieren alkoholischer Getränke gemeint, sondern eine durchweg seriöse Tätigkeit. Twitterer sind Mikroblogger. Das heißt, sie schicken („zwitschern“) Kurznachrichten durch die Gegend, lesen welche, kommentieren oder retweeten (zitieren) sie. Warum sie das tun, ist ein anderes Thema, zu dem sich schon viele Menschen ausgelassen haben haben, ich natürlich auch, weshalb wir das hier jetzt nicht vertiefen.
Wer seine virtuellen Kontakte auf Twitter („Follower“) persönlich – also im „real life“ – kennen lernen möchte, der hat bundesweit bei sogenannten Twittagessen dazu Gelegenheit: Auf einer speziellen Seite im Netz lassen sich Termine eintragen, und jeder, der über einen Twitter-Account verfügt, kann sich online anmelden.
In Nürnberg geschah dies erstmals im Juni 2009. Ich weiß noch genau, wie einige junge Männer und ein paar Zeitungsleute vor ihren Currywürsten saßen, rätselten und spekulierten, nach und nach ihre Identitäten preisgaben – Namensschilder waren damals noch nicht erfunden – und über #, @, RT, ff & Co. fachsimpelten. (Etwas ausführlicher beschrieb dies die Nürnberger Zeitung am nächsten Tag.) Ein paar von uns beschlossen, das Twittagessen zu wiederholen, jedoch auf den Abend zu verlegen. Schon war das Nürnberger Twabendessen geboren. Es erfreute sich rasch großer Beliebtheit, wie die steigenden Teilnehmerzahlen, eine Teilnehmerliste von @vjdeedee und eine eigens eingerichtete Webseite beweisen.
Die 14. Zusammenkunft dieser Art fand nun im „Strandhaus“ am Großen Dutzendteich statt. Letzteres ist ein kleiner See in Nürnberg (beim ehemaligen Reichsparteitagsgelände), auf dem man heutzutage manchmal Bötchen fahren kann; sofern man seine vorhandenen Extremitäten dazu benutzt, vom Fleck zu kommen, indem man einen Antrieb generiert, vgl. Bild.
Stichwort Antrieb. Wie es im einzelnen dazu kam (und ankam), dass Frau Schröder und Frau Wöhrl zeitweise anwesend waren, kann man hier, da und dort längst nachlesen (vgl. Linksammlung). Ich persönlich fand es spannend, die beiden Damen hautnah zu erleben (na ja, ziemlich nah jedenfalls), CDU/CSU hin oder her, ihnen zuzuhören, Fragen zu beantworten, meine Meinung äußern zu können, das ganze Halligalli ringsherum zu beobachten und die resultierenden Zeitungsartikel und Blogposts zu verfolgen. Dass ich auf vielen der publizierten Fotos auch drauf bin, ganz einfach, weil ich ziemlich in der Mitte saß, als die Politprominenz und somit auch die Fotografentruppe sich zu uns gesellte - so what. @lokalheld, @pingu, @prombolany, @vipraum, @spr2, @hirnduebel, @wmaser, @cappellmeister und einigen anderen erging es ebenso.
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