Trainer vs. Dozenten vs. Coaches vs. Berater


Die Trainer- und Dozentenlandschaft ist unübersichtlich; manche Trainer dozieren, und manche Dozenten referieren (oder trainieren). Wieder andere beraten zudem. Oder - denglisch - coachen. Um etwaige Unterschiede geht es in meiner folgenden Branchen-Satire ("Was denn nun?"):

Was tun Dozenten? Sie dozieren. Das klingt für manch einen nach Schule, Frontalunterricht, Besserwisserei. Deswegen nennen sich viele, wenn sie es sich aussuchen können, Trainer. Das klingt zeitgemäßer, jugendlicher, lockerer. Und ist ab und an besser bezahlt. Trainer haben das Image, interaktiv zu arbeiten, dynamisch, fit und beweglich zu sein. Klar, schließlich dachte man beim Wort "Trainer" jahrzehntelang nur an Sport. An Fußball, später an Tennis, Aerobic und Golf. Heute gibt es längst auch "Personal Trainer". Die umsorgen oft ganz gern Prominente (natürlich nicht in der Gruppe) und sind dann im TV zu sehen.

Man ist fest angestellt oder arbeitet (häufiger) als "Freier"; für Firmen, für Bildungsträger, indoor oder outdoor, allein oder im Team, mit offenen oder geschlossenen Gruppen, in Seminarhotels, Gruppenräumen und so fort. Es geht um SEO und anderes Chinesisch, Soft Skills, Selbstmanagement, Marketing, Medizintechnik, je nachdem. Einige haben so viel Erfahrung und Wissen, dass sie ein- und dieselbe Gruppe wochenlang ganztags unterhalten können. Bei anderen reicht der Stoff nur für einen Tag, was dem Trainer mit der Zeit allerdings langweilig werden dürfte (sofern er nicht noch einen anderen Beruf ausübt). Manche sind ausgesprochene Bühnenmenschen und halten sehr gern Vorträge, die etwa eine Stunde lang und trotzdem mitreißend sein können. Der Vortragende heißt dann meist Referent, ob er nun Dozent, Trainer oder etwas ganz anderes ist.

Viele haben irgendetwas studiert – nicht zwingend Pädagogik – und/oder eine spezielle (Trainer-)Ausbildung genossen. Das sagt aber nicht unbedingt etwas darüber aus, ob jemand ein guter Dozent / Trainer / Referent ist, also der Zielgruppe tatsächlich etwas vermitteln kann. Hilfreich ist praktische Berufserfahrung, die man in verschiedenen Positionen und Firmen zuvor gesammelt hat.

Ein Anfänger klammert sich zu seiner eigenen Sicherheit gern an ein selbst (oder nicht selbst) ausgearbeitetes Konzept; kritische Fragen, Einwürfe oder Störungen im Publikum bringen ihn dann schnell mal aus demselben. Ein Profi spricht in jedem Fall frei, freut sich auf Fragen und kann adäquat reagieren; außerdem wird er spontan passende Beispiele, Anekdoten, Übungen usw. einflechten. Weil er aus einem breiten und tiefen Repertoire schöpfen kann. Dieses Repertoire ist sein Instrument, und er kann es bedienen, mit ihm spielen... wie ein guter Pianist auf seinem Klavier.

Klavier. Gibt es eigentlich schon Klavier-Coaches? Noch nicht. Aber ansonsten hat es viele Coaches. Schüler-, Eltern-, Lifestyle-, Karriere-, Job- und Entrümpelungs- zum Beispiel. Der Markt ist längst da. Beziehungsweise wurde geschaffen. Dann bürgerten sich die Begriffe ein; beispielsweise bezeichnen sich Fußballtrainer ja auch als Coaches. Obgleich sie, was eigentlich relativ typisch für den Coach wäre, nicht ein Individuum auf dem Weg (ja wohin? zum Ziel!) begleiten, sondern eine Gruppe trainieren, was bestenfalls nicht nur in einer ordentlichen, sondern auch in einer erfolgreichen Mannschaft resultiert. Jedenfalls gibt es Coaches, die hervorragende Arbeit leisten; das sind oft diejenigen, die sich früher Berater nannten und tatsächlich berieten. Zum Glück heißen Klavierlehrer immer noch Klavierlehrer.

Ernst beiseite. Die Tätigkeitsbezeichnungen Beraten und Coachen werden heutzutage oft synonym verwendet. Unternehmensexterne Fachleute beraten oder coachen Chefs, Mitarbeiter oder ganze Teams. Etwa in Sachen Teamfähigkeit, Social Media, Projektmanagement. Die Fachliteratur versorgt Führungskräfte nebenbei mit einer zusätzlichen Aufgabe – sie sollen ihre Mitarbeiter seit geraumer Zeit nun auch (mit entsprechendem Instrumentarium) coachen können. Manch anderer gönnt sich privat, auf eigene Kosten, ein Coaching. Der Klient heißt Coachee, und der Coach, auch wenn er weiblich ist, Coach (nicht Coachin). Wer nicht zum Coach will, zum Beispiel der Coach selbst, der geht auf die Couch, also zum Therapeuten (...).

[Diesen und weitere Texte rund ums Thema finden Sie auch im SpäthProgramm, freilich inklusive meiner eigenen Angebote, zum Beispiel hier oder hier.]